In der Sprache von Gödel

25Sep
2008

Das Mathematiker, deren Metier in allererster Linie jenes der logischen Relationen zwischen Begriffen und Definitionen ist (selbst als Angewandter möchte ich hier keineswegs sagen: Zahlen), auch den Umgang mit der Sprache beherrschen, mag vorkommen; überdies seltener wird man sehen, dass ein solcher in einem Atemzug mit dem großen Herrn und Meister der deutschen Literatur genannt wird – Goethe. Natürlich ist es in gewisserweise naheliegend, als Metapher für deutsche Sprache und Kultur, ein allgemein bekannter Begriff wohl für die zu erwartende Leserschaft, diesen Namen zu nennen.

“Ich ehre die Mathematik als die erhabenste und nützlichste Wissenschaft, solange man sie da anwendet, wo sie am Platze ist; allein ich kann nicht loben, dass man sie bei Dingen missbrauchen will, die gar nicht in ihrem Bereich liegen und wo die edle Wissenschaft sogleich als Unsinn erscheint.”

Bis jetzt könnte man es noch als das Plädoyer eines reinen Mathematikers sehen – aber selbst die haben mittlerweile eingsehen, dass es ihre Definitionen und Sätze nicht in bedrohlicher Weise gefährdet oder deren Namen verhohnepiepelt, wenn irgendein Stümper sich nur des schnöden Ergebnisses bedient und es für seine Wissenschaft – anwendet? missbraucht? Des Herrn und Meisters Meinung zu einem Problem, dass nicht mal der “algoritm teori” Professor als “obvious” bezeichnen würde, die würde mich in der Tat interessieren. Denn was Farben angeht schreibt er:

“Um die Phänomene der Farbenlehre zu begreifen gehört weiter nichts als ein reines Anschauen und ein gesunder Kopf; allein beides ist freilich seltener als man glauben sollte.”

Was den letzten Teilsatz angeht, da stimme ich ihm freilich zu – das sagst aber nichts über die vorhergehende Beobachtung aus. Denn es gilt natürlich “ex falso quodlibet” – ohne nun den logischen Bezug zum Text herstellen zu wollen als mich weiter über Goethes eigenwillige Wissenschaft ausbreiten zu wollen, sind wir doch hier nun bei jenem wahren Meister gelandet, der im Titel genannt ist. Wenn wir schon in der Sprache eines G(oe/ö)… sprechen und schreiben – warum dann nicht in jener Gödels? Im Gegensatz zu jener des erstgenannten, könnte man dies auf eine viel weitreichendere Art interpretieren. Denn da jede beliebe, aber endliche Folge von Wörtern, Programmanweisungen oder Konfigurationen von Semmelbröseln in Buttermilch sich als Gödelnummer kodieren lässt? Wie einfach wäre die Kommunikation, wenn ich nicht mal die eingeschränkten Fähigkeiten in meiner “2-th learned language” bemühen müsste sondern wir uns einfach in Gödelnummern unterhalten könnten? Wie wäre es z.B. mit 963775789897? Was das nun heißt? Zu dumm, dass ich die Kodierung nicht angegeben habe… zu dumm, eine Antwort zu wissen, aber die Frage auf die Antwort nicht zu kennen. Zu langsam und wenig komplex gedacht, einen Algorithmus zu haben, aber das richtige Problem dazu nicht zu kennen…

Räder und Schlangen

23Sep
2008

Wenn ich über Räder spreche, muss das doch sein, wie wenn ein Blinder über das Sehen spricht – zu der Überzeugung dürfte man jedenfalls kommen, wenn man gesehen hat, welches grandiose Rostgestänge ich bisher in meinem Besitz hatte – ganz 3 Tage war es funktionsfähig, danach war ich zu Fuß unterwegs. Auch die 5km lange Strecke zu dem für die Größenverhältnisse der Stadt wirklich großen Shopping-Center “Nova Lund” legte ich per pedes zurück – mein hoffentlich letzter unfreiwilliger Fußmarsch durch dieses schöne kleine Städtchen. Denn dort erwarb ich für 2000 Kronen (ca. 210 €) ein Fahrrad – ein neues. Gleich dazu ein Abus Bügelschloss – nie zuvor hatte ich sowas in Deutschland an meinem Rad. Wirklich traue ich mich noch nicht ein nur mit einem Schloss gesichertes Rad in der Stadt mit der wahrscheinlich höchsten Fahrraddiebstahlquote Europas draußen abzustellen, daher steht jetzt (unabgeschlossen ;-)) in meinem Zimmer. Mein altes “Rad”, das immer noch in der Stadt stand, obwohl mit nur einem Schloss “gesichert”, das mit einer besseren Nagelschere durchzukriegen ist, wollte ich losketten und der Allgemeinheit zu Verfügung stellen – aber nach drei Wochen draußen war das Schloss das ich gratis dazubekam nicht mehr drehbar – jetzt steht es immer noch da. Wahrscheinlich sammeln es die beiden Studentenfänger (im Sinne von Bauernfänger) auf, die es nächstes Semester wieder vor der Uni an dumme ERASMUS Studenten für wahnwitzige Preise verkaufen…

Ansonsten habe ich mich inzwischen an der bayerischen Demokratie beteiligt – und für 20 Kronen den “Wahlbrief” auf den Weg geschickt. Natürlich, der prozentuale Anteil des einzelnen sinkt gegen null, aber wenn jeder so denkt… außerdem nicht ausgeschlossen, das Szenario das es eine hauchdünne Entscheidung wird, ob ein seltsames sich ständig unbenennendes Konsortium aus ehemaligen Sozialisten und neuen Sozialromantikern den Einzug in den Landtag schafft? Eine Stimme mehr, die nicht für diese Spaßvögel (“Schäffler muss enteignet werden”) zählt. Was ich nun gewählt habe? Ist doch geheim… nein im Ernst, ich habe ja sogar in einem deutschen Facebook-Klon meine politische Richtung als “liberal” angegeben.

Nun, wie passen jetzt hier noch Schlangen hinein? Und ich meine nicht die, in der ich täglich im ICA-Markt stehe… nun ich lerne seit der Computer Graphics Vorlesung richtig intensiv Python – eine wirklich gute Programmiersprache. Mit der gleichnamigen Riesenschlange hat die nicht viel zu tun, nicht einmal den Namen – den der würde entnommen aus “Monty Python”. So entsteht also ein Name einer mitterweile bedeutenden Programmiersprache – als eine Anspielung auf eine Komikergruppe. Aber eine die es verdient hat, in der Geschichte mehrfach einzugehen; zuletzt wieder einmal “Das Leben des Brian” gesehen – göttlich, im wahrsten Sinne des Wortes.

Uni Impressions

20Sep
2008

Es sind nun etwas mehr als vier Wochen vergangen die ich in diesem schönen Land verbringe – diesmal ohne die Paraphrase “- doch kalten -“, denn zumindest am heutigen Tage trifft sie ganz und gar nicht zu. Mit bis zu 20° Außentemperatur und Leuten die auf der Straße in T-Shirts herumlaufen, kann man tatsächlich, zumindest in groben Umrissen, so etwas wie einen schwedischen Spätsommer erkennen. Heute auch einer der wenigen Tage bisher an dem ich die Bib nicht (oder die Bib mich nicht) gesehen habe. In der Tat verbringen wir Studenten relativ viel Zeit in der “LTH studiecentrums bibliotek”, was in Augsburg so gar nicht der Fall war. Dort würde das Personal auch ganz schön blöd schauen (oder die Drohung “Ich klage Sie jetzt an!” aussprechen – schon miterlebt) wenn man locker-lässig mit Jacke, Rucksack und einem Teller Burger mit Pommes in die Bib einmarschiert und es auch noch wagt in ganz normaler Lautstärke sich über seine Aufgaben zu unterhalten. Denn das ist in der studiecentrums bibliotek ganz normal – für die, die im höheren Maße lärmempfindlich sind, gibt es auch noch den “tyst läsesal”, der aber wesentlich kleiner ist, als der größere Saal. Einziger Wehrmutstropfen ist die Internet Verbindung – die man spätestens dann, wenn die Bib einigermaßen voll ist, so gut wie nie bekommt. Inzwischen habe ich mitbekommen, was des Problems Kern ist – 499 Zugänge im WLAN für die ganze Uni (35000 Studenten) – dann heißt es solange warten bis jemand sich ausloggt.

Zeit genug zum Kaffeetrinken jedenfalls. Was das holen und bezahlen desselbigen angeht – auch da eine schwedische Besonderheit: Kaffee, Tee, Kekse stehen einfach so bereit, samt einer Geldkasse – unbeaufsichtigt. Wer sich seinen Kaffee nimmt, zahlt selbständig die 4 Kronen (ca. 45 Cent), ein fairer Preis für frisch aufgebrühten Rohstoff für Formeln und Algorithmen. Kassen zum selbst bedienen – nicht wirklich vorstellbar an meiner heimatlichen Uni, wo ohne Mensa-Karte mit RFID-Chip gar nichts ess- und trinkbares zu erlangen ist.

Was die Geschehnisse der Woche angeht – unser “it´s quite obvious” Professor hatte ein ganz besonderes Bonbon als Aufgabe zum Vorbereiten auf die Übungsstunde gestellt – eine Aufgabe die auch aus seiner Sicht nicht “obvious” war: “Has anybody solved this problem? No? Okay, then I will present it. It´s not my solution, I have it from another textbook, it was even too hard for me.”

Ansonsten war ich am Freitag zum ersten Mal bei einem “Sittning” – 3 Gänge Menü für 120 Kronen (ca. 13€) und anschließend Eintritt zum “klubb” – das hörte sich nicht schlecht an. In der Tat war das Essen wirklich sehr gut, wenn auch nicht übermäßig reichhaltig, und auch die 3 Flaschen Wein, die sich 3 Tyskländer miteinander teilten – sorgten für einen wirklich unterhaltsamen Abend. Zwischen den Gängen kam es dann zum lustigen Lieder singen – und ich habe deutschsprachige Lieder mitgesungen/versucht mitzusingen die ich noch nie im Leben gesehen habe – also wenn die Leute meinen sowas würden wir singen…

Ansonsten heute ein Ausflug nach Malmö um Laserdome zu spielen, was kurz gesagt sowas wie Counter-Strike in echt ist, nur das man mit Laserpistolen “schießt” – niemand tut sich weh, außer man rennt im Dunkeln gegeneinander, es gibt das “grüne” und das “rote” Team, die jeweils in ihren Farben an ihrer Weste aufblinken – in der Nähe der Lichter sind die Sensoren, die die Treffer registrieren. Nunja, eine ganz unterhaltsame Veranstaltung, aber richtiges Counter-Strike Feeling kam nicht auf, denn viel taktische Möglichkeiten bieten sich nicht an durch die Tatsache nach einem Treffer nur 7 Sekunden lang nicht ballern zu können. Auf jeden Fall für umgerechnet knappe 10 € 3 Runden á 20min spielen – war ein fairer Preis. Obwohl man tendentiell etwas verschwitzt heraus kommt – so wirklich Sport war das noch nicht, daheim war ich joggen.

Schlachten und Kämpfe

15Sep
2008

Nein, der Krieg ist nicht ausgebrochen in diesem schönen – ja wenn auch mittlerweile etwas kalten – Land, und dennoch – die Lunds tekniska högskola (kurz LTH) scheint sich unerklärlicher Aufruhr zu befinden. Unerklärlich ist dieses Spektakel wohl nur den Nicht-Eingeweihten, Nicht-LTH´lern, nicht seit nun drei Wochen in seltsamen Anzügen durch das Universitätsgelände herumlaufenden Studenten (wann auch immer jene Zeit zum studieren finden wollen…), welches sich heute unter dem offiziellen Namen “Regatta”, inoffiziell auch “Seeschlacht” vor dem See des Mathematikgebäudes abspielte. Es scheint die sehr eigene Auffassung von “work hard, party hard” der Techniker-Gilde zu sein, die sich in einem “Wettkampf”, ausgetragen auf Styropor”booten” auf See abspielt. Das Anfangssetting dieser Veranstaltung, mit liebevoll gestalteten Schwimmaufbauten, die auf dem See postiert wurden, ohrenbetäubender Beschallung und Studenten die ganz in ihrem Element waren (in 12° warmen Wasser) wirkte vielversprechend und unterhaltsam – doch aus Sicht der Uneingeweihten (und natürlich der Sprache nicht mächtigen, in der die Ansagen verkündet wurden) folgte die planlose Zerstörung der Schwimmaufbauten samt etwas Gerangel auf den Styroporruinen. Sieger und Verlierer waren nicht auszumachen – was jedoch zumeist schwer fällt nach richtig großen Kämpfen.

Wie zum Beispiel dem Kampf mit Algorithmen, Produkttopologien und anderen mathematischen Konstrukten. Der gestaltet sich zwischenzeitlich durchaus nichttrivial – jedenfalls für uns, die noch nicht die höheren Weihen der Algorithmentheorie erhalten haben, die einen abstrusen Sortieralgorithmus namens “StoogeSort” in mühevollem Nachdenken in gut zwei Stunden auf Korrektheit geprüft haben; eine Aufgabe zur Vorbereitung auf eine Übungsstunde. Der Kommentar des Professors dazu als er den Algorithmus im wahrsten Sinne des Wortes “skizziert” hat: “Well, it´s quite obvious that this is a correct sorting algorithm”.

Ansonsten lernten wir letzten Donnerstag eine andere Art einer Nation-Party kennen: Barbeceue, Sauna und Pool – letzteres draußen wohlgemerkt. Bei frostigen Außentemperaturen (die nachts schon auf 7° fallen) wurde ein kleiner Pool aufgestellt und gefüllt mit warmen Wasser – was danach wieder ausgelassen wird. Energie scheint hier nicht so sehr sparenswertes Gut wie in Tyskland zu sein, auch mit elektronischen Heizstrahlern im Freien geht man hier großzügig um – aber immerhin sorgen die zahlrichen Windräder auch für energiemäßigen Input. Hitzemäßiger Input war der Saunagang bei 90° und zwischenzeitlich über 90% Luftfeuchtigkeit – und danach in den Pool draußen und gemütlich ein Bierchen aufmachen 🙂

Ansonsten wurde ich etwas unruhig, nachdem mein schönes Auto schon seit einer Woche ohne Bewegung auskommen musste. Zwar lag es mit hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass das Radio nicht aus war, aber ich wollte lieber präventiv vermeiden, das ich wieder mit dem Starter-Kabel auf dem Parkplatz steh und warte bis ein hilfsbereiter Autofahrer vorbeikam. Ich unternahm eine kleine Spazierfahrt zum Sony-Ericsson Gebäude, ausgerüstet mit Mini-Stativ und meiner DSLR. Der hier ständig patroullierende Wachdienst hatte schon neben mir die Fahrt verlangsamt und die Beifahrertür offen um zu sehen, was ich so mit dem Areal, das unter deren Obhut steht so vorhabe – und dann doch wohl selbstständig eingesehen, dass einige Nightshots diesem nichts anhaben. Zwei Ergebnisse – als DRI mit Photoshop – stehen im Photoalbum. Ebenso im Photoalbum einige Bilder der unterhaltsamen bis eigenwilligen LTH “Regatta” – der Betrachter möge seinen eigenen Eindruck gewinnen 😉

Studium, die Zweite

10Sep
2008

Inzwischen hat de zweite Woche Studium begonnen, doch zu allererst noch ein kleiner Kommentar zum Ausflug nach København. Insgesammt fand ich die Stadt nicht wirklich begeisternd, jedenfalls im Vergleich zu Malmö findet man nicht viele Plätze, die nicht gerade mit Touristen überschwemmt sind und auf denen man etwas anderes als Kommerz auf dänisch beobachten kann. Das fängt an wenn man sich den Tivoli Vergnügungspark direkt gegenüber dem Bahnhof ansieht, der zummindest von außen abgeschätzt gar nicht so groß sein kann wie dessen Preise. Aber nun gut, dass war natürlich nicht unser Ziel, sondern etwas von der Stadt zu sehen, deren Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten – wie die Wachablösung, die für mich eher unfreiwillig komisch als historisch wirkte – Gardisten die ihre Schrittbewegungen auch im Stand partout nicht einstellen bis der entsprechende Befehl kommt – ob die überhaupt irgendwas selbstständig machen würden, fragt man sich da – wenn es zum Angriff käme?

Die erste Übungsstunde Funktionalanalysis offenbarte gleich mal meine besondere Organisationsfähigkeit – ich wusste natürlich nichts davon, dass wir schon Aufgaben gemacht haben könnten und habe das Übungsblatt das erste Mal in der Hand gehabt. Immerhin war ich nicht der einzige – auch nicht der einzige, der dem was dort passierte nicht so wirklich folgen konnte.

Ganz anders in Computer Graphics, was man eigentlich nicht so wirklich als Vorlesung, sondern eher als Schulunterricht bezeichnen sollte – mit Fragen des Lehrers (bzw. in diesem Fall der Lehrerin) am Anfang der Stunde über den Stoff der vorherigen und nicht nur Formeln an der Tafel sondern jede Menge komplett formulierte Sätze. Das ist auch ganz nett, aber das dazu passend der Raum in dem wir heute zum ersten Mal waren auch noch exakt wie ein Klassenzimmer aussah – 2er Bänkchen in drei Blöcken – das passte uns dann doch nicht so, und wir haben eine Tischorganisation hergestellt, die dem akademischen Zusammenwirken der Nebeneinandersitzenden besser dient (in der Schule würde man sagen: die “Schwätzen” begünstigt).

Ansonsten habe ich neben einer mehr oder weniger variierenden Joggingstrecke (ein Wunder, das ich doch noch immer zurückgefunden habe…) noch eine andere Möglichkeit gefunden Sport zu treiben: Eine Turnhalle quasi direkt gegenüber. Dort fand sich gestern eine größere Gruppe zusammen um Volleyball zu spielen, was bei mir immer etwas von einem Zufallsprodukt hat – aber da war ich nicht der einzige und konnte insofern ganz gut mitspielen.

Vielleicht von einigen schon gesehen – jede Menge Photos von Malmö & Kopenhagen sind online.