Schon längst wollte ich mich daran machen die überfällige Niederschrift unserer Erlebnisse in Schwedens Hauptstadt für die Ewigkeit zu bewahren und in Worte zu gießen – wäre da nur nicht der von Sonntag Abend bis Dienstag Abend dauernde Internet-Blackout in diesem Wohnheim gewesen – scheinbar allerdings nur selektiv einige Wohnheimsbewohner betreffend. Das darunter mit Daniel und mir zwei Utbytesstudenter fielen, die des öfteren ihre Korridorküchen zur Okkupation durch Verbündete freigegeben haben – der Widerstand lauert im Untergrund? Unterhalb der von dem wenigen Tageslicht durchdrungenen Etagen, in den Kellerräumen, in den Schaltzentralen für die Versorgung mit dem lebensnotwendigen Elixier, dem Internet? Nein im Ernst: Wenn man sich über etwas nicht beschweren kann, dann die Versorgung mit Internet. Nun habe ich tatsächlich einen Internetvertrag abgeschlossen, 100 Mbit/s für 29 Kronen im Monat (ca 2.8 € bei derzeitigem Kurs) – von sowas wagt man in Deutschland nicht einmal zu träumen.
Zu den vorhergenden Geschehnissen: Da dürfte unsere “Autoreise” – wie sie durch die Übersetzung einer Kopiervorlage eines deutschen Studentenverzeichnisses in vorhohnepiepelnder Weise von “Roadtrip” ausgehend bezeichnet wurde – sicherlich Erwähnung finden. Zu den in diesem Kontext herausragenden Ereignisses: Es fiel Schnee! Schnee! Schnee! Und das zum ersten Mal während unserer Zeit in diesem Land – sieht man von einigen Rückständen knapp oberhalb der Nachweisgrenze ab, die während einer Expedition nach Växjo gesehen worden sein sollen. Doch nicht nur die freudvoll gefeierte Entdeckung des pulvrigen Weiß zeigte das nahezu perfekte Timing unseres Urlaubs im Urlaub auf: Auch das an gerade jenem Samstag Tag der offenen Tür im Riksdag war, war ein – nicht ganz geplanter Zufall. Was sich unter anderem dabei zeigte: Schweden ist auf einem möglichen Rückgang der Alphabetisierung bestens vorbereitet: Die Ja/Nein/Enthalten Buttons an den Sitzen des Ikea-Style-Sitzungssaals des Parlaments sind auch farblich eindeutig in Grün/Rot/Gelb gekennzeichnet. In und um Gamlarstaden eine wunderschöne Stadt – so schön, dass auch die Touri-Abzock-Shops, die Made-in-China als Elche-in-Schweden teuer verkaufen, ein Eldorado gefunden haben. Wieviel Elch-Shirts, -Kissen und -Mützen haben wir noch mal gekauft?
Wirklich sehenswert ist das Vasa Museum – das die kurze Geschichte jenes Schiffes erzählt. Etwas Stirnrunzeln erzeugt das Motto des Museums – in englischer Sprache – “From a wreck to a State-of-the-Art ship” allerdings schon in Anbetracht der Tatsache, dass es sich dabei um eine Fehlkonstruktion handelte, die keine 15 Minuten auf dem Wasser war, ehe sie sank. Aber nun gut – AutoCAD 3D stand den damaligen Konstrukteuren nicht zu Verfügung und dafür hat man sich künstlerisch an den Skulpturen rund herum reichlich verausgabt, welche weitestgehend unbeschadet zu sehen sind.
Ansonsten endet morgen schon eine der Vorlesungen des zweiten Teils – und der Rest meiner Zeit hier kann ich studientechnisch der differential geometri widmen. Dann wird der Ernst des Lebens mit Praktikum/Studium in Deutschland wieder beginnen – zumindesten im direkten Vergleich mit dem Land, in dem man Vorlesungen besteht, in dem man 50% der Übungsaufgaben “reasonable tried” hat.