In der Ferne die Kälte

19Feb
2009

Noch immer ziert die Nachmittagsaufnahme vom Hammarbykanal in Stockholm den Header dieses Blogs; bei den derzeitigen eisigen Temperaturen konnte ich mich noch nicht zu einem Abendspaziergang motovieren um ein ähnliches Motiv auch von dieser Stadt einzufangen. Zumindest ist im Photoalbum – das sich dort, wenn auch in homöopathischen Dosen, etwas getan hat, sollte wohl in Anbetracht der Datierung des vorhergenden Albums angemerkt werden – nur Jans Erntedankfest ist noch länger her (12/09/08 ist nicht im September…). Zumindest was Architektur mit deutlichen Formen und viel Glas angeht hat Stuttgart einiges zu bieten, wie exemplarisch an dem dargstellten Gebäude der Landesbank – offensichtlich vor der Krise fertiggestellt – zu erkennen ist.

In der Tat sind die Temperaturen alles andere als warm, jeden Morgen ist Eiskratzen angesagt bevor es auf den 16km langen Weg zu Arbeit geht – immerhin mit Scheibenwischer auf der Windschutzscheibe der Schnee und/oder Regen fernhält, auch wenn es ohne diesen eine Lösung für das Problem gegeben hätte. Zumindest ist der Parkplatz direkt vor der Tür gebührenfrei, jedenfalls außerhalb von 8-18h, eine Zeit wo man mein Auto nie dort antreffen wird – nur am Samstag war dem so und es ist nicht mal jemanden aufgefallen – man vergleiche das einmal mit den Gebahren der schwedischen Parkplatzraubritter. An anderen Stellen erkennt man man sogar einen lokal-situativen Sinn, die die restriktiven schwedischen Bestimmungen, was den Verkauf von Hochprozentigen (i.e. > 3.5 %) in Supermarkten angeht, unter gegebenen Umständen haben könnten: Eine Situation wie die, dass ein offensichtlich bereits Betrunkener in einem Supermarkt zur Kasse torkelt, einige Spirituosen mühsam auf das Band wuchtet, was der Kassierer mit den Worten kommentiert “Ey bisch du dicht? Wilsch no mehr?” ließe sich in diesem Kontext gegebenfalls vermeiden…

Ansonsten macht die Arbeit Spaß und ist interessant, zum Schreiben komme ich viel zu wenig, zum Lesen partiell, dafür zum Genuss von Buttermilch für 50 Cent vom Norma um die Ecke, was an dieser Stelle zur Ehrenrettung eben jenes Supermarktes eingestreut werden muss…

Vom Arbeiten und Leben in der Ferne

12Feb
2009

Es neigt sich die zweite Woche meines Praktikums zu Ende – und nicht nur arbeitsmäßig darf ich völlig neue Dinge lernen; auch die Impressionen einer Großstadt sind ein völliges Kontrastprogramm zu den heimatlich-ländlichen Gefilden. Vielspurige Straßen, auf denen kein Einheimischer sich an Verkehrsregeln hält, Glaspaläste als architektonische Kunstwerke im Zentrum, wenig davon entfernt Konzernzentralen namhafter Firmen – das Stadtbild erzählt von einer ganz anderen Liga als Augsburg.

Manch Leser mag über “die Ferne” gestolpert sein – hoppla? 110 km, ein Zehntel der Distanz nach Lund, selbst jene nur ein Katzensprung in globalen Maßstäben, was ist daran Ferne? Doch definiert man für einen noch nicht so weit gereisten wie zum Beispiel Charles Darwin, der heute seinen 200sten Geburtstag feiern würde, den Aufenthalt im Süden Skandinaviens als “Ferne”, dann rechtfertigt doch einiges jene Konnotation in diesem Zusammenhang. Ein internationales Plätzchen wo man mit Leuten aus allen Orten der Welt zusammentrifft, eigentlich niemand kennt und doch schon jemand trifft mit dem man einen gemeinsamen Bekannten in Lund hat – die Welt ist klein, sie wächst zusammen, und wir alle sind dabei. Kultur bleibt erhalten und wird gepflegt – ein chinesischer Stammtisch in der Firma, dessen Teilnehmer aber größtenteils ausgesprochen gut Deutsch sprechen können.

Soviel zu einem ersten Eindruck, die einsetzende Müdigkeit wird in diesem Eintrag nicht mehr zu literarischen Höhenflügen führen – die Akklimatisierungsphase an den neuen Tagesrythmus ist noch im Gange 🙂