Der SoulInsurance-Saga dritter Teil

27Mar
2010

“Die SoulInsurance AG steht kurz vor der Insolvenz! Wenn Sie nicht bald handeln, ist es zu spät! Wir von der SunInsurance AG werden Ihnen ein Angebot unterbreiten, das Sie nicht ausschlagen können!” – “Wir sind beseelt von unserer Geschäftsidee, wir werden uns nicht einfach verkaufen lassen.” – “Ach, das sagen Sie, Sie Seelenverkäufer?” – “Nicht Verkauf, sondern Vermietung und Versicherung ist unser Geschäftsfeld.” – “Was Sie dringend brauchen, ist eine neue strategische Ausrichtung Ihres Geschäftsfeldes! Als Versicherer der Sonne wären wir dafür der ideale Partner. Seelen brauchen Licht, um glücklich zu sein! Wir versichern Sie gegen zu wenig Licht und Glück. Das Ausfallrisiko sinkt und Sie können gleichzeitig die Prämie verringern und Ihre Rendite steigern, weil wir damit ohne Konkurrenz auf dem Markt sind!”- “Es gibt dunke Seelen, die sich vom Tag abwenden und in der Nacht erst aufgehen, meist schwache Seelen, die unsere Produkte um so mehr benötigen. Wie wollen Sie diese versichern?” – “Dunkle Seelen? Sie werden stärker im Licht! Wir werden Ihnen lehren, an das Licht zu glauben!” – “Sie wollen sie zu ihrem Glück zwingen? Und überhaupt, wenn sie erst glauben, versichern sie sich nicht mehr. Sie werden den Engeln und Göttern vertrauen.” – “Die Götter sind den Menschen zu fern, die Engel ändern Ihre Geschäftspolitik von Tag zu Tag. Doch was die Götter angeht: Einen Ausfall der Sonne haben wir rückversichert bei Helios persönlich!” – “Sie kooperieren mit dem Himmel? Hören Sie, seit die Engel den Ablasshandel neu erfunden haben, sind sie unser größter Konkurrent. Das Weltkartellamt würde unserer Fusion nicht zustimmen, wenn Sie Verträge mit dem Himmel haben.” – “Machen Sie sich da keine Sorgen! Im Kartellamt sitzen einige von den selbsternannten Gutmenschen auf Erden in wichtigen Positionen. Wir haben einige gute Freunde bei den Engeloiden…”

Die SoulInsurance-Saga, Teil II

14Mar
2010

“Herr Z, wir freuen uns sehr, dass Sie sich für die SoulInsurance AG als Arbeitgeber interessieren. So sehr Ihre fachlichen Kompetenzen überzeugen mögen, auf ihrem Kindergarten-Abschlusszeugnis lese ich ‘Sozialverhalten: bemüht’. Was war denn da los?” – “Die anderen Kinder ließen mich nicht mitspielen.” – “Ihre Engagements außerhalb Beruf und Studium?” – “Ich lebe sehr zurückgezogen.” – “Herr Z, damit wollen Sie doch nicht etwa sagen, dass sie eine schwache Seele haben? Sie wissen, unser Geschäftsfeld ist Versicherung und Vermietung von Seelen, als Vertreter der SoulInsurance müssen Sie stets eine starke Seele nach außen hin zeigen.” – “Ich verstehe.”

“Herr Y, entschuldigen Sie die Störung, aber ich habe eine sehr wichtige Nachricht für Sie!” – “Entschuldigen Sie mich, Herr Z, ja Frau X?” – “Von den Engeln kam heute morgen eine Ad-Hoc-Meldung herein, dass sie für Jahrmillionen nach dem Tod die vollständige Genesung aller Seelen anbieten! Die Menschen vertrauen auf die Genesung ihrer Seele zur völligen Reinheit und Freiheit von Sünde nach dem Tod. Sie lassen sich nicht mehr zu Lebzeiten versichern! Unser Geschäft bricht weg, der Aktienkurs der SoulInsurance AG hat sich seit heute morgen halbiert!” – “Woher haben die Engel dieses Kapital?” – “Sie versprechen den Investoren die völlige Reinheit ihres Gewissens für die Subventionierung des Himmels. Sie haben den Ablasshandel neu erfunden.” – “Frau X., lassen Sie mich nicht im Stich! Sie haben doch sicher schon ein Konzept, die SoulInsurance AG zu retten.” – “Aber natürlich. Wir werben um Subventionen von Gutmenschen auf Erden, von den Engeloiden.”

“Herr Y, Sie bewerben sich also um Fördergelder des ‘Himmel auf Erden’-Förderprogramms.” – “Wir bieten die Zukunftsbranche schlechthin! Schauen Sie sich diese kranke Welt doch einmal an. Was braucht die Menschen mehr als Versicherung und Vermietung von Seelen!” – “Worin besteht die Nachhaltigkeit in Ihrem Konzept?” – “Noch nie war ein Konzept so nachhaltig! Schwache, ausgefallene Seelen werden durch Mietseelen ersetzt. Die ursprünglichen Seelen werden leervermietet, wodurch sie sich eine Zeit lang regenerieren können und gleichzeitig am Marktgeschehen teilnehmen können. Sämtliche Schäden ausgefallener Seelen werden zu SoulRescue-Fonds gebündelt und fallen kaum ins Gewicht. Der Businessplan ist bis ins kleinste Detail durchkomponiert.” – “Hören Sie, Nachhaltigkeit besteht darin, enen Baum zu fällen und dafür einen neuen zu pflanzen. Sie meint nicht, die Blätter eines kranken Baumes mit Honig zu betüpfeln!” – “Herr W, Sie meinen doch nicht im Ernst… ich meine wir wollen doch…” – “Wir wollen die Welt retten, Herr Y, ganz richtig. Wir sind ja schließlich die Engeloiden.”

SoulInsurance & SoulRental GmbH & Co. KG

21Feb
2010

Welch wichtigtuerischer Binnenmajuskel, in gleich zweifacher Ausführung, mit dem der Titel des Plans, ja welchen Plans?, beginnt. Ein Business-Plan natürlich, für VentureCaptial von Investmentbänkern, um den Shareholder-Value zu maximieren! Ach nein? Wir sind ja keine AG, sondern eine GmbH & Co. KG, aber lasst uns die Unternehmensform doch noch einmal überdenken. An der Börse ist viel Geld zu verdienen, das wussten doch schon die Analysten der Stunde einst bei Infineon, einst bei Qimonda. Und jetzt diese Zukunftsbranche, Seelen zu vermieten, Seelen zu versichern! Die Analyse der Analysten verrät: Wer Seelen anfängt zu vermieten, der wird auch bald schon seine Seele verkaufen. Die Investoren schreien: Spielverderber! Unser Geschäftsfeld ist Vermietung und Versicherung. Das Marktumfeld steht. Die Zeiten werden immer schwieriger, viele Seelen sind zu schwach zum leben. Viele von ihnen fallen einmal aus, das Risiko ist hoch – wirklich? Ach, das wird schon so sein, es passt ja in den Plan. Mietet neue Seelen, ersetzt die alten, versichert euch dagegen! Rundum sorglos natürlich, Wartung & Service inbegriffen! Ach nein. Soeben haben wir erfahren, dass dies bereits Geschäftsfeld der Teufel ist, die Tag für Tag die schwarzen Seelen lecken, bis wieder rein und frei von Sünde sind. Sie haben Jahrmillionen lange Erfahrung und Milliardensubventionen von den Engeln.

Da war er gescheitert, der Plan. Die vollkommene Leere, die Substanzlosigkeit in den Gesichtern derer zu lesen, die an IHN, an den Plan glaubten, die Beschwörung der Zahlen und Prognosen, die der Rechner unaufhörlich ausspuckt, sie ist bar jedes Inhalts, bar jedes Intellekts, an menschlicher Kognition kommt sie nur noch den Geisterjägern und Schamanen gleich. Die Leere, das Nichts, das wir sehen, erfüllt mit Befriedigung jene, die noch das Eigentliche suchen, die, die Logik des Systems festlegen! Sie, die den Kern erschaffen – man könnte sagen, die Seele – ach erhöht sie doch einmal jemand! Seht die filigranen Operationen, mit denen sie das System am Leben erhalten. Seht die Seelen, die dort werken, sich vermieten, sich verkaufen, euch Analogseelen erschaffen, euch zum Ruhm verhelfen, eurem PLAN! Repitition als Instrument der Didaktik. Ach nein, es sind doch nur Worte in den Wind gesprochen. Farben verblassen, verwandeln sich wieder ins weiß. Ins Unbunt.

Wozu das Unbunte?

13Feb
2010

Ganz anders als in dem Titelbild des Blogs, zugegebenermaßen der Zeit ein wenig hinterher (oder schon voraus?), bedeckt eine Schicht von reinem, unbuntem, Weiß die Felder, Häuser und Straßen. Die Frage nach dem Woher? ist im Falle des kristallinen Wassers eines der naturwissenschaftlich gesehen, eher trivialeren Probleme, die Frage nach dem Wozu? bietet allerdings durchaus Spielraum für philosophische Interpretationen. Ein Verstecken, zumindest ein Nivellieren des Profils der Form der Landschaft, der menschengeschaffenen Objekte, eine Einschränkung ihrer Funktionalität, wenn sich der Schnee über die Fahrbahnen, über die Start- und Landebahnen legt, ein Sich-Bewusstwerden der Notwendigkeit, umso größere Wertschätzung von Form und Funktion, wenn die Verhüllung in weiß wieder verschwindet im Sinne Cristos? Viel einfacher die Frage nach dem Wohin? – zu großen Haufen aufgetürmt, beseite geräumt, der Mensch schließlich der Beherrscher der Natur, der ihren Widrigkeiten mit technischem Sachverstand und Ordnung entgegen steht – und das ausgerechnet mit Schnee und Kälte, wo doch die Protagonisten meines letzten Eintrags uns etwas ganz anderes versprochen haben! Und so stellt manch einer die in diesem Kontext viel delikatere Frage, nämlich die nach dem Wonach? In diesem Blog trifft man interessanterweise auch alte Bekannte, wie einen Physiker und Kabarettisten, der Wissenschaft, Glaube und Schwindel recht schön voneinander abzugrenzen weiß:

“Wenn ich zum Beispiel vermute „Im Kühlschrank könnte noch Bier sein“ und ich gucke nach, dann betreibe ich im Prinzip schon eine Vorform von Wissenschaft. Großer Unterschied zur Theologie. Da werden Vermutungen in der Regel nicht überprüft. Wenn ich also nur behaupte „Im Kühlschrank ist Bier“, bin ich Theologe. Wenn ich nachschaue, bin ich Wissenschaftler. Wenn ich nachsehe, nichts finde und trotzdem behaupte, es ist Bier drin – dann bin ich Esoteriker.” (Vince Ebert)

Auf dem zuletzt verlinkten publizistischen Netzwerk ist eben jener auch als Gastautor tätig. Man verzeihe mir, dass ich einen dermaßen “alten” Artikel zitiere, aber ich denke doch, dass dieser Satz mit gewisser allzeitlicher Gültigkeit die im Grunde genommen bedauernswerte Situation des gesellschaftlichen Status der Naturwissenschaften auf den Punkt bringt:

“Wenn Sie damit kokettieren, dass Sie Quantenmechanik für eine Fußmassage halten, gelten Sie im deutschen Bildungsbürgertum als cooler Typ.”

Vom Glauben und Schwindeln

23Jan
2010

Wenn man statt einer Rückschau eine Vorschau wagt; respektive ich eine Vorschau wage – man sieht ich schreibe schon ganz im Stil einer wissenschaftlichen Arbeit, welcher die erste Person zumindest im Singular verbietet – ja wenn ich diese Vorschau wage, dann blicke ich auf die letzten gut 2 Monate des anvisierten Zeitrahmens. Milestones sind zum Ende des Monats jeweils gesetzt für Kapitel I/II/III, deren Einhaltung allererste Priorität hat – auch wenn dies nicht das erste Mal ist, dass ich auf einen Milestone hin arbeite, dass ich allein dieses Wort jemals verwenden würde, hätte ich mir doch nie erträumen lassen, und jetzt setze ich sie schon selber… ja so verlieren wir alle irgendwann einmal unsere Scheu, so stellen wir immer und immer wieder fest, dass selbst Turbo-Wasserkocher kaputt gehen können, und gewöhnen uns an ein “wir”, das den geneigten Leser in den Strom der Gedanken miteinbezieht, oder “wir” präsentieren eine Lösung für das Problem. Problem, welches Problem? Die Quelle der folgenden Anspielung ist viel zu gut, als dann man sie jemals überstrapazieren könnte: Was ist daran gewonnen, wenn man eine Lösung hat, aber nicht weiß zu welchem Problem sie gehört?

Vielleicht hat man ja schon längst die Antwort nach dem dem Wozu? und Wohin?, vielleicht sogar nach dem Woher?, nur wir haben niemals erkannt, dass die passende Frage das Woher? ist? Die Beantwortung dieser Fragen fällt traditionell in den Geschäftsbereich irdischer Vertretungen von transzendentalen Wesen, doch deren Geschäftsumfeld hat sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Die Ursachen mögen vielfältig sein, zumindest einst als solche postulierte Ersatzreligionen wie Geld oder Konsum dürften mit dem Abschwung der Konjunktur auch in ihrer Heiligkeit verlieren, oder gar ihr mephistophelisches Antlitz enthüllen, mit dem sie uns gelockt haben, und wir nun den Preis einer globalen Hybris zahlen müssen in Gestalt der Unsummen (ein interessanterweise doppeldeutiges Präfix!) die an den Weltfinanzmärkten vernichtet wurden (oder nie da waren), deren Anziehungskraft selbst die eigentlich konservativsten Finanzinstitute nicht wiederstehen konnten. Aber wie der Glaube in allen Zeiten die Menschheit bewegt, zeigt uns der Filmbeitrag des Soziologen Norbert Bolz bei 3sat Kulturzeit, wahrscheinlich das erste Mal in diesem Blog, dass ich einen Soziologen zitiere, vermutlich das zweite Mal, dass das Stichwort “Soziologie” fällt, weil ich mindestens einmal in diesem Blog die Geschichte mit den “Quantum Hermeneutics” erzählt habe. Ironischerweise fallen bei letzterer Geschichte viele Soziologen (eine Handvoll Redakteure werden es gewesen sein) auf den Schwindel eines Einzelnen herein. Jetzt deckt ein Einzelner den Schwindel von ganz vielen auf.