Wozu das Unbunte?

13Feb
2010

Ganz anders als in dem Titelbild des Blogs, zugegebenermaßen der Zeit ein wenig hinterher (oder schon voraus?), bedeckt eine Schicht von reinem, unbuntem, Weiß die Felder, Häuser und Straßen. Die Frage nach dem Woher? ist im Falle des kristallinen Wassers eines der naturwissenschaftlich gesehen, eher trivialeren Probleme, die Frage nach dem Wozu? bietet allerdings durchaus Spielraum für philosophische Interpretationen. Ein Verstecken, zumindest ein Nivellieren des Profils der Form der Landschaft, der menschengeschaffenen Objekte, eine Einschränkung ihrer Funktionalität, wenn sich der Schnee über die Fahrbahnen, über die Start- und Landebahnen legt, ein Sich-Bewusstwerden der Notwendigkeit, umso größere Wertschätzung von Form und Funktion, wenn die Verhüllung in weiß wieder verschwindet im Sinne Cristos? Viel einfacher die Frage nach dem Wohin? – zu großen Haufen aufgetürmt, beseite geräumt, der Mensch schließlich der Beherrscher der Natur, der ihren Widrigkeiten mit technischem Sachverstand und Ordnung entgegen steht – und das ausgerechnet mit Schnee und Kälte, wo doch die Protagonisten meines letzten Eintrags uns etwas ganz anderes versprochen haben! Und so stellt manch einer die in diesem Kontext viel delikatere Frage, nämlich die nach dem Wonach? In diesem Blog trifft man interessanterweise auch alte Bekannte, wie einen Physiker und Kabarettisten, der Wissenschaft, Glaube und Schwindel recht schön voneinander abzugrenzen weiß:

“Wenn ich zum Beispiel vermute „Im Kühlschrank könnte noch Bier sein“ und ich gucke nach, dann betreibe ich im Prinzip schon eine Vorform von Wissenschaft. Großer Unterschied zur Theologie. Da werden Vermutungen in der Regel nicht überprüft. Wenn ich also nur behaupte „Im Kühlschrank ist Bier“, bin ich Theologe. Wenn ich nachschaue, bin ich Wissenschaftler. Wenn ich nachsehe, nichts finde und trotzdem behaupte, es ist Bier drin – dann bin ich Esoteriker.” (Vince Ebert)

Auf dem zuletzt verlinkten publizistischen Netzwerk ist eben jener auch als Gastautor tätig. Man verzeihe mir, dass ich einen dermaßen “alten” Artikel zitiere, aber ich denke doch, dass dieser Satz mit gewisser allzeitlicher Gültigkeit die im Grunde genommen bedauernswerte Situation des gesellschaftlichen Status der Naturwissenschaften auf den Punkt bringt:

“Wenn Sie damit kokettieren, dass Sie Quantenmechanik für eine Fußmassage halten, gelten Sie im deutschen Bildungsbürgertum als cooler Typ.”