Wenig faszinierende Strategien 9 | Faszinierende Metastrategien 6

01Jun
2014

Viele große Katastrophen dieser Welt hängen damit zusammen, dass Wissenschaftler die Kompetenzen und den Anwendungsbereich ihrer Disziplinen systematisch überschätzen. Finanz- und Wirtschaftskrisen werden durch Ökonomen begünstigt, die immer noch den perfekten Markt und den rein rational handelnden Marktteilnehmer annehmen; die langfristige Klimaentwicklung und den Einfluss des Menschen darauf mit den derzeitigen Methoden der Klimatologie exakt vorherzusagen, ist die Hybris dieser Wissenschaften. Wie die mathematische Logik am sozialen Kontext scheitert, wird hier sehr schön beschrieben:

“Die reine Mathematik und ihre extensionale Logik kalkulieren die persönliche Distanz mit ein – fordern sie sogar ein -, um außerhalb einer Beziehung, einer Regierungspolitik, eines biologischen Phänomens, einer ganzen Galaxie zu stehen. Mathematik ist befreiend; sie befreit und entwirrt. Im Gegensatz dazu tendiert die nicht-formale intensionale Logik – deren schwammige Regeln aus dem Leben selbst enstammen – dazu, uns mit anderen zusammenzubringen. Sie will uns dazu überreden, einander zu beeinflussen und uns beeinflussen zu lassen. Sie zielt darauf ab, dass wir sowohl persönliche Souveränität als auch einen gemeinsamen sozialen Kontext voraussetzen. Intensionale Logik bezieht mit ein; sie verstrickt uns und verschränkt uns miteinander.”
John Allen Paulos in “Es war 1mal… Die verborgene mathematische Logik des Alltäglichen”

Die Kompetenzüberschreitung der (reinen) Wissenschaften ist eine wenig faszinierende Strategie, das Erkennen der Grenzen der eigenen Kompetenz dagegen eine faszinierende Metastrategie.