Wenig faszinierende Strategien 12 | Das Drama der Menschheit 6

13Dec
2014

Die Nation, die unter Margaret Thatcher quasi den Neoliberalismus in Europa erfand entwickelt zunehmend ihre ganz eigene Interpretation von Liberalität: In der Wirtschaftspolitik hat sich der Staat weitgehend zurückgezogen und eine beispiellose Welle der Privatisierung ehemaliger Staatsunternehmen losgetreten. “Liberal reguliert” in einem sehr euphemistischen Sinne sind die Kompetenzen des Geheimdienstes, die auch vor der Verfolgung der Presse nicht halt machen, wie auch Amnesty im Rahmen des Vorgehens gegen den Guardian und den Partner eines Journalisten, anprangert. Die staatliche Aufsicht über Medien, Kommunikation und Kultur macht auch vor anderen Bereichen nicht halt, wo die britische Regierung glaubt zu wissen, was gut für ihre Bürger ist. Neben dem standardmäßigen Pornofilter bei UK-Internetanschlüssen wird jetzt die Produktion von Filmen mit “extremen Praktiken” (was auch immer das so genau sein soll) in UK verboten. In die Hände spielt das vermutlich einer amazonisierten Pornoindustrie, die viel Masse für den Massengeschmack produziert, wie vice berichtet:

“While mainstream porn will be peddled without fear by the large studios – often owned by the same media moguls who denounce the ‘sexualisation’ of our culture – more niche, less clichéd sexual interests will disappear. It’s the corporate shopping chain crushing independent shops on the high street by piling it high and marketing it to the dumbest common denominator. In five years’ time we may only have one-size-fits-all porn, peddled by the porn equivalent of Primark.”
aus vice.com: British BDSM Enthusiasts, Say Goodbye to Your Favourite Homegrown Porn

Interessant zu wissen, wie ein Land einer Staatengemeinschaft, in der die Bedrohung der westlichen Freiheit durch den IS zum Konsens gehört, mit Freiheiten im eigenen Land umgeht. Kulturelle und künstlerische Zensur ist immer eine wenig faszinierende Strategie, vor allem eine wenig nachhaltige und zum Scheitern verurteilte Strategie, wie die Geschichte unzählige Male gezeigt, und auch die Proteste in diesem Fall zeigen werden. Dass es die Mächtigen immer wieder verursachen und auch Repräsentanten demokratischer Staaten gerne mal ihre eigenen Moralvorstellungen über die ideale freiheitlicher Gesellschaften stellen, gehört zum Drama der Menschheit.