Die Zeit vergeht, das Wetter ändert sich – von den Starkregenfällen am Wochenanfang über Nieselregen, dauertrüben Himmel, wie man ihn sonst nur aus Südschweden im Winter kennt, in langsam linearer Steigerung hin zu bestem Radfahr- und Badewetter am heutigen Tag, um dann in einem nächtlichen Finale von Blitz und Donner zu enden.
Was das beste Radfahrwetter betrifft – ich habe es genutzt zu einem kleinen Ausflug in Südwesten, in die wirklich schönen Landschaften Augsburg-Lands und Unterallgäu. Wie nicht anders erwartet zeigte mir mein Orientungssinn meine Grenzen auf, da auch meine Mitfahrenden darin nicht wesentlich besser waren, Radkarten oder exakte Vorausplanung was für Spießer ist, war es vor allem Kompass-Peilung, munteres Herumfragen und Echtzeit-Weg-Debugging aus Sackgassen heraus (letzten als funktionierend bekannten Wegpunkt wiederherstellen…). Völlig wider erwarten erreichten wir endlicher Zeit unser Ziel, eine Gaststätte im schönen Mittelneufnach mit dem Gefühl (mindestens) zum Mond und wieder zurück gereist zu sein, nach Überwindung der vorvoralpinen Anhöhen.
Ein ganzen Tag nichts für die Uni gemacht – ist das schon Prokrastination? Aber zum Glück gibt es ja den Ratgeber “Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin”, der wahrscheinlich Facebook-süchtige Dauerzeittotschläger in begabte Studenten verwandelt – ob man in Buchläden auch mal eine Rubrik einführen könnte, wie es dieser Apotheker gemacht hat?
Aber was sind das für irrelevante Randnotizen gegenüber den wahren Problemen dieses Landes. Da war doch was mit Kinderpornos, Informationsfreiheit und Zensur. Verhärtete Fronten zwischen überforderten Politikern und hyperaktiven Aktivisiten – wie würde der von Hermann Hesse geschaffene Siddharta sagen?
Und siehe, da sind wir mitten im Dickicht der Meinungen drin, im Streit um Worte.
Um Worte wie Informationsfreiheit und Zensur – was solche Worte mit Kinderporno-Sperren zu tun haben ist dem Laien (oder dem Politiker) natürlich schwer verständlich zu machen. Aber stutzen lässt es einen schon, wenn Experten stutzig werden über die Anzahl nun gesperrter Seiten, wo sich diese “Szene” doch großteils aus dem Internet zurückgezogen haben soll, wenn Politiker “Killerspiele” und “Kinderpornos” in einem einzigen Satz erwähnen, oder wenn man mal auf die Seiten eines Bundesministeriums schaut. Eigentlich doch logisch, das man mit dem zu Verfügung stehenden Repertoire an technischen Möglichkeiten, Informationen zurückhält, die, in letzter Konsequenz gedacht, ein schlechtes Licht auf die eigene Arbeit werfen. Dieses Repertoire ist gerade massiv erweitert worden. Aber vielleicht lässt sich da noch etwas retten.
Zeit schlafen zu gehen, morgen wartet ein anstrengender Unitag. Aber so wild ist das ja alles nicht, wenn sich hinter TI-Aufgaben über formale Grammatiken letztlich ja doch nur Froschhüpfen verbirgt.