Vom Glauben und Schwindeln

23Jan
2010

Wenn man statt einer Rückschau eine Vorschau wagt; respektive ich eine Vorschau wage – man sieht ich schreibe schon ganz im Stil einer wissenschaftlichen Arbeit, welcher die erste Person zumindest im Singular verbietet – ja wenn ich diese Vorschau wage, dann blicke ich auf die letzten gut 2 Monate des anvisierten Zeitrahmens. Milestones sind zum Ende des Monats jeweils gesetzt für Kapitel I/II/III, deren Einhaltung allererste Priorität hat – auch wenn dies nicht das erste Mal ist, dass ich auf einen Milestone hin arbeite, dass ich allein dieses Wort jemals verwenden würde, hätte ich mir doch nie erträumen lassen, und jetzt setze ich sie schon selber… ja so verlieren wir alle irgendwann einmal unsere Scheu, so stellen wir immer und immer wieder fest, dass selbst Turbo-Wasserkocher kaputt gehen können, und gewöhnen uns an ein “wir”, das den geneigten Leser in den Strom der Gedanken miteinbezieht, oder “wir” präsentieren eine Lösung für das Problem. Problem, welches Problem? Die Quelle der folgenden Anspielung ist viel zu gut, als dann man sie jemals überstrapazieren könnte: Was ist daran gewonnen, wenn man eine Lösung hat, aber nicht weiß zu welchem Problem sie gehört?

Vielleicht hat man ja schon längst die Antwort nach dem dem Wozu? und Wohin?, vielleicht sogar nach dem Woher?, nur wir haben niemals erkannt, dass die passende Frage das Woher? ist? Die Beantwortung dieser Fragen fällt traditionell in den Geschäftsbereich irdischer Vertretungen von transzendentalen Wesen, doch deren Geschäftsumfeld hat sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Die Ursachen mögen vielfältig sein, zumindest einst als solche postulierte Ersatzreligionen wie Geld oder Konsum dürften mit dem Abschwung der Konjunktur auch in ihrer Heiligkeit verlieren, oder gar ihr mephistophelisches Antlitz enthüllen, mit dem sie uns gelockt haben, und wir nun den Preis einer globalen Hybris zahlen müssen in Gestalt der Unsummen (ein interessanterweise doppeldeutiges Präfix!) die an den Weltfinanzmärkten vernichtet wurden (oder nie da waren), deren Anziehungskraft selbst die eigentlich konservativsten Finanzinstitute nicht wiederstehen konnten. Aber wie der Glaube in allen Zeiten die Menschheit bewegt, zeigt uns der Filmbeitrag des Soziologen Norbert Bolz bei 3sat Kulturzeit, wahrscheinlich das erste Mal in diesem Blog, dass ich einen Soziologen zitiere, vermutlich das zweite Mal, dass das Stichwort “Soziologie” fällt, weil ich mindestens einmal in diesem Blog die Geschichte mit den “Quantum Hermeneutics” erzählt habe. Ironischerweise fallen bei letzterer Geschichte viele Soziologen (eine Handvoll Redakteure werden es gewesen sein) auf den Schwindel eines Einzelnen herein. Jetzt deckt ein Einzelner den Schwindel von ganz vielen auf.