Wenig faszinierende Strategien 17 | Wenig faszinierende Erkenntnisse 12

21Apr
2016

Es wenig faszinierend, wie man durch das Verkaufen wissenschaftlicher Artikel Geld verdienen kann, zu deren Entstehung man nichts beigetragen hat. Verlage machen das seit Jahrzehnten; und wenngleich sie in den Zeiten vor dem Internet eine legitime Rolle gespielt haben mögen, um Wissen zu verbreiten, ist deren ehemalige Kernaufgabe der Produktion gedruckter Schriften im Bereich der Wissenschaft vollkommen obsolet geworden. Stattdessen werden hochgeladene PDFs, die von der Allgemeinheit finanzierte Wissenschaftler erstellt haben, in der Größenordnung von $30 verkauft – von denen alles die Verlage bekommen. Wer zahlt diese Preise? Die Allgemeinheit, die Universitäten, die Abos mit den elektronischen Datenbanken dieser Verlage haben. Zumindest noch, den langsam wird es selbst Harvard zu teuer:

There are many businessmen who own knowledge today. Consider Elsevier, the largest scholarly publisher, whose 37% profit margin stands in sharp contrast to the rising fees, expanding student loan debt and poverty-level wages for adjunct faculty. Elsevier owns some of the largest databases of academic material, which are licensed at prices so scandalously high that even Harvard, the richest university of the global north, has complained that it cannot afford them any longer. Robert Darnton, the past director of Harvard Library, says “We faculty do the research, write the papers, referee papers by other researchers, serve on editorial boards, all of it for free … and then we buy back the results of our labour at outrageous prices.”
aus: In solidarity with Library Genesis and Sci-Hub

Wäre es die richtige Antwort, die Verlage bereits beim Einreichen der Paper zu boykottieren und nur noch bei arxiv.org zu veröffentlichen? In den Zeiten der quantitativen Beurteilung von Wissenschaften ist das für die allermeisten keine Alternative. Impact factors von Journalen, Ratings der Konferenzen – wer das Plansoll zu erfüllen hat, ist auf bestimmte Konferenzen und Journale in seinem Fachgebiet angewiesen, die meistens fest mit einem Verlag verbunden sind.

Vielleicht ist es die einfachere Antwort, die selbst produzierte pdf-Fassung seiner Arbeiten einfach bei ResearchGate hochzuladen. Wenn man dann die über die Uni oder über Sci-Hub bezogene vom Verlag veröffentlichte Version daneben hält, sieht man auch, welche grandiose Arbeit der Verlag gemacht hat: Seitenzahlen eingefügt und an der ein oder anderen Stelle das Layout auf eher zweifelhafte Weise verändert. Aber schön, das Elsevier durch die Klage gegen Sci-Hub das Portal nur noch bekannter macht, wie Spektrum.de kommentiert:

Seit nun letzte Woche die Website Bigthink.com ausführlich über das Verfahren gegen Sci-Hub vor einem US-Bundesbezirksgerichts in New York berichtet hat, verbreitet sich die Nachricht vom “Pirate Bay für die Wissenschaft” in den sozialen Netzwerken rasant. Eine bessere Werbemaßnahme als das Gerichtsverfahren hätte sich Sci-Hub kaum wünschen können.
aus: Spektrum.de: Open Access – Millionen Fachartikel illegal im Netz verfügbar