Good standing bubbles

21Jul
2009

Da war ich gerade im Begriff, die Bilder von unserem nun etwas mehr als eine Woche zurückliegenden Ausflugs in den Skylinepark hochzuladen, da verrät mir das Meinphotoalbum “You have 30 days of good standing left.” Ah. 30 Tage bin ich noch angesehen, und dann? Ein Blick in den darunter stehenden Text erklärt einiges – ich habe noch 30 Tage Zeit um endlich mal irgendeinen Cent für den ganzen für die Produkte und Dienstleistungen dieses Anbieters auszugeben, alternativ darf ich auch bei den Werbepartnern Digicams, Handys oder was auch immer bestellen. Man stelle sich dazu den Zeitschriftenverkäufer an der Tür vor “Sie bekommen dieses Abo komplett kostenlos. Sie müssen nur eine Waschmaschine bestellen.” Kinder begreift doch endlich, im Web 2.0 da ist kein Geld zu verdienen. Anbieter die sich nur Werbung finanzieren, von Anbietern die sich nur durch Werbung finanzieren, von Anbietern, die… Natürlich, irgendwann schaltet jeder mal soviel Werbung, dass er Gewinn macht, genau nach dem Prinzip haben Hypotheken in den USA doch auch mal lange funktioniert…

Wie komme ich nur schon wieder in den Dunstkreis der Krise? Mag sein, dass die “Neues aus der Anstalt” Folgen, die ich mir derzeitig über die Mediathek ansehe, ihren Beitrag dazu leisten, welche während der Sommerpause sich zu einem Raab-Substitut entwickelt haben. Natürlich ist die Krise ein dankbares Thema für jeden Kabarettisten, unter den besten Kommentaren dazu rangiert aus meiner Sicht dieser von Dieter Nuhr “Wenn eine Bank pleite geht, dann ist das, wie wenn ein Getränkehändler verdurstet.”, gefolgt von der Erklärung, dass dies wieder verständlich sei, wenn ein Getränkehändler, der 100 Kisten Mineralwasser hat, plötzlich 500 Kisten verkauft.

Wenn auch die letzte Flasche Wasser in der Wüste uns mehr wert wäre als die Freiheit unseres Denkens und unserer Äußerungen – so ist die Freiheit des Wortes, das bekanntlich der Anfang von allem war, gar nicht hoch genug zu schätzen. In Gestalt der Piratenpartei ist nun eine Gruppierung angetreten um auf politischer Ebene etwas gegen jene Tendenzen zu unternehmen, dass der Staat schon wissen wird, was besser und schlechter für seine Bürger ist. Und auch zu politisch links eingestellten Netzaktivisten, die auf telepolis schon mal zu Wort kamen, um für libertäre bis anarchische Positionen zu werben, und der Freiheitsbegriff ganz schnell aufhört, wenn es um die “bösen großen Konzerne” geht, scheinen die Piraten keine direkten Verbindungen zu haben. Aber will man eine Partei wählen, die eigentlich keine wirkliche Meinung zu Dingen wie der Wirtschaftspolitik hat? Um es mit den Worten von einem vor langer Zeit schon einmal zu besonderen Ehren gekommenen zu sagen:

“Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust”

Auch wenn ich den Meister vielleicht nicht so treffend zitieren kann wie ein Video-Blogger auf Spiegel online, gibt doch nichts besser den ewigen Zwist zwischen Wunsch und Wirklichkeit wieder, zwischen Ideal und Realität oder auch: der reinen Lehre und der schnöden Applikation.