Evolutionäre Strategien 3 | Ende und Neuanfang 1

26May
2012

Von den letzten 10 Büchern, die ich gelesen habe, habe ich 8 auf meinem Tablet gelesen. Unter diesen 10 Büchern waren, neben der Biographie von Steve Jobs, darunter ausschließlich Autoren, von denen ich bereits mehrere Werke gelesen habe: Juli Zeh, Michel Houellebecq, Martin Suter, Gunter Dueck. Es gab also keinen Anlass dafür, einen Bücherladen aufzusuchen, ich wusste was ich suchte, und wurde online fündig.

Natürlich sind Bücherläden etwas wunderbares. Der Griff ins Regal, abseits der Tische auf denen sich die Massenware stapelt, zu Exemplaren, die nur ein, höchstens zweimal in dem Geschäft vorhanden sind, das Aufschlagen einer beliebigen Seite und das Lesen der ersten Sätze, gefolgt von der baldigen Feststellung, ob der Autor den eigenen stilistisch-sprachlichen Geschmack trifft.

Aber natürlich sind solche Einkaufstouren Ausnahmeerscheinungen, bei mir, bei anderen wahrscheinlich auch. Denn wer Bücher von Dan Brown oder auch von J.K. Rowling liest, braucht eigentlich noch viel weniger einen Bücherladen, als ein Jäger von Perlen. Gut, vielleicht braucht man noch ein Ladengeschäft, um davor zu zelten, wenn ein neuer Harry Potter Band erscheint, zugegebenermaßen wäre das bei Online-Shops etwas schwer möglich.

Dies werden sich die Manager von Thalia und co wahrscheinlich auch einmal so oder so ähnlich auch gedacht haben. Und sich gefragt haben, ob unter ihren Kunden nicht auch Menschen sind, die im Buchladen angekommen, feststellen, dass Lesen doch nicht so ihr Fall ist, und man stattdessen lieber irgendeinen esoterisch angehauchten überteuerten Krims-Krams brauchen könnten.

Da ist es zunächst einmal eine evolutionäre Strategie, die Diversifizierung der digitalen Konkurrenz gegenüberzustellen.

Mittelfristig wird das ganze klassische Verlags- und Buchhändlerwesen seinem Ende entgegengehen. Um hoffentlich einen grandiosen Neuanfang zu erleben, wenn die evolutionäre Strategie der Kulturgutraubvögel gescheitert ist, und man dem Kommunismus für Kulturgüter keine Träne mehr nachzuweinen braucht. Solange stehen wir mitten in dem Regen.