Nepper, Schlepper, Studentenfänger

16Nov
2008

Eigentlich liegt die Episode in der ich über Studentenfänger (im Speziellen: Austauschstudentenfänger) berichtete nun knapp 3 Monate zurück – solange schon bin ich in dieser schönen Stadt, selbst erstaunt in diesem Moment über die Feststellung tatsächlich schon so lange hier zu sein. Doch es gibt wieder Anlass zur Beschwerde, und – nein – dies ist kein Nicht-Beschwerde-Auslandssemester. Mit “Experience a swedish bal” wurden etliche “Internationals” wahlweise auch “exchange students” oder im speziellen “Melkkühe” auf einen Ball gelockt, dessen letzte halbe Stunde wir tatsächlich miterleben durften. Vielleicht wäre “taste” oder “have a short look at” die geeignetere Beschreibung als “experience” gewesen – nun gut wir hatten immerhin ein ganz gutes Sittning (Essen sehr gut, aber leider viel zu wenig) zuvor, trafen auf etliche Nicht-Deutsche (soll vorkommen) und erst gegen kurz vor 1 erhielten wir Einlass zu diesem “Ball” der, von einheimischen Studenten veranstaltet, sich in seinen letzten Zügen befand und dann bald ersetzt wurde durch Musik aus dem Beatgenerator. Dafür dann (zusätzlich zu Sittning versteht sich) 100 Kronen (= 10 €) zu zahlen, ist – nunja – Studentenfängerei?

Was ständiges Meckern verdienen würde aber natürlich keinen Schuldigen hat ist das Lunder Wetter – meist nur Nachts oder frühmorgens erlebt man das seltene Naturschauspiel eines klaren Himmels, ansosten wechselt sich Dauernieselregen mit starken Windboen samt Regenfällen ab – nun was erwartet man in den Wintermonaten in Skandinavien?  Schnee durften wir unterdessen immer noch nicht sehen – und wirklich hoch ist die Wahrscheinlichkeit wohl nicht einmal in diesen Breiten eine in weiß versunkene Landschaft zu Gesicht zu bekommen. Das sollte sich zumindest bei der anvisierten Tour gen Stockholm ändern…

Doch wollen wir auch einige positive Worte verlieren über die die Studenten betreffenden Einrichtungen in dieser schönen Stadt. Darunter fiele zum Beispiel das IHO, kurz für “International Housing Office”, die klaglos, mit (ironiefrei) freundlichstem Personal meine Kündigung des Appartments für Ende Dezember akzeptiert haben, was mir eine halbe Monatsmiete spart. Doch auch die Nation, in der ich Mitglied bin, hat eine ganz angenehme Besonderheit: Eine Nation-eigene Sauna, die wir heute Nachmittag genutzt hatten – zwar verfehlt diese ganz knapp das Niveau der Saunalandschaft der Therme Erding – aber da es inklusive ist von dem Nation-übergreifend-normierten Mitgliedsbeitrag: Einem geschenkten Gaul…

Ich wollte meinen Tätigkeit als Kommentator des alltäglichen politischen Geschehens ja wesentlich einstellen – nun folgt doch noch ein Kommentar, wenigstens ein Verweis auf denselbigen, zu einem Thema das schon längst Schnee von gestern ist. Ein hier öfters zitierter Journalist – namentlich Matthias Matussek – hatte unlängst nach der US-Wahl eine ziemliche Verhohnepiepelung derselbigen in seinen Videoblog gestellt. In der Tat stellt man sich nach den Reaktionen (Entschuldigung: nach der Reaktion im M.R.R.schen Sinne – nein der Link kommt kein drittes Mal!) auf die Wahl ernsthaft die Frage ob das Messias-Fieber wieder einmal ausgebrochen ist. In einer Zeit, in der der Einfluss einzelner Personen auf das Weltgeschehen geringer ist als je zuvor und die von soviel Individualität bis Narzismus geprägt ist, das ein Wiederauferstehen eines Heilbringers nicht nur unwahrscheinlich ist, sondern vielleicht auch von vielen nicht gewollt, nachdem wir immer wieder das Anlitz der Medusa in den Führer-Figuren der Weltgeschichte gesehen haben. Dabei lesen wir auch noch bei Schmidt, das “Charisma allein keinen guten Politiker ausmacht”, gefolgt (und medial ausgeschlachtet) mit dem gefürchteten H-Vergleich. Was ich damit sagen will? Ich versuche die Essenz des obigen auf zwei Wörter zu komprimieren: “Denkt selbstständig.” (wahlweise auch “Denkt frei.”)